Hans-Walter Stork: Exlibris in den Büchern der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek Paderborn. Ein Auswahlkatalog

Leider konnte ich in diesem Jahr nicht zur DEG-Tagung nach Paderborn fahren und habe deswegen die Veranstaltung von Dr. Hans-Walter Stork in der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek (EAB) versäumt, die ich bei der Paderborner Tagung im Jahr 2017 sehr informativ und interessant fand. Ein kleiner Trost erschien da in Form des 128-seitigen Auswahlkatalogs, den der Autor, der auch der Direktor der Bibliothek ist, im Mai anlässlich der DEG-Tagung, vorgelegt hat.

Schon der Plural des Titels Exlibris in den Büchern der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek Paderborn verdeutlicht, dass die vorgestellten Exlibris nicht Exlibris der Bibliothek selbst sind, sondern dass es sich um Exlibris handelt, die in Bücher montiert sind, die die Hochschulbibliothek der Theologischen Fakultät Paderborn vor allem durch Übernahmen früherer Bibliotheken bereichert haben. Solche frühen Vorläuferbibliotheken waren z. B. die Bibliothek des Paderborner Domklosters, der Benediktinerabtei Corvey, der Kollegbibliothek der Jesuiten, der Universitätsbibliothek und etliche andere. Nach dem Säkularisierungsprozess endete die enge Verbindung zwischen staatlichen und kirchlichen Lehranstalten. Die Professoren initiier-ten den Aufbau einer eigenen Bibliothek aus ihrem eigenen Portemonnaie, 

bis endlich die 1886 erfolgte Gründung der Bischöflichen Akademischen Bibliothek, der heutigen EAB, zur Lösung führte. Auch durch Schenkungen, Nachlässe oder Ankäufe kamen Bücher mit Exlibris in die EAB. All dies er-klärt, warum in der Bibliothek auch sehr alte Exlibris, Jahrhunderte vor der Bibliotheksgründung entstanden, aufzufinden sind. Der Verfasser erläutert, dass alle in der Neuerscheinung vorgestellten 86 Blätter (so wie viele weitere noch nicht bearbeitete) In-situ-Exlibris sind, sich also am ursprünglichen Ort befinden. Darauf hinzuweisen ist immer wieder wichtig, weil Sammler und Sammlerinnen ja eigentlich vor allem Ex-situ-Exlibris –wobei ich nicht weiß, ob dieses Wort existiert – sammeln, und da wiederum solche bevorzugen, die nie einen Buchdeckel von innen gesehen haben; aus Büchern heraus-gelöste sind weniger begehrt, zeigen sie doch meist stärkere Gebrauchs-spuren (was ja eigentlich einem Gebrauchsobjekt, auch einer Gebrauchs-grafik, zugestanden werden sollte).

Angesichts der  Geschichte der Bibliothek verwundert es nicht, dass die Exlibris überwiegend geistliche und/oder gelehrte Vorbesitzer haben und dass religiöse Themen dominieren. Der Verfasser stellt die von ihm ausge-wählten Exlibris in 9 Kapiteln vor, z. B. setzt er mit den frühesten historischen Exlibris ein, dann folgen Blätter nach Eignern kategorisiert, seien es persön-liche Eigner (wie Geistliche, Adelige, Gelehrte, Sammler) oder institutionelle Eigner (wie Klöster, Bibliotheken). Im 2. Teil stellt Hans-Walter Stork das leider heutzutage weniger beachtete Supralibros an sehr schönen Beispielen vor. Alle Exlibris des Buches sind abgebildet und genauestens mit den erfor-derlichen Informationen (Eigner, Künstler, Datierung, Technik, Maße) verse-hen. Wo immer es die Forschungslage erlaubte, finden sich weitere Informa-tionen zu diesen Aspekten. Dabei wird beim Lesen deutlich, wie viele ausge-wählte Exlibris sehr bekannte Eigner haben, so seien nur Kaiser Ferdinand II (1578–1637) und Papst Pius XI. erwähnt.

Supralibris von Papst Pius XI.

Sehr hervorzuheben ist die gründliche Forschung, die der Verfasser für diesen Band vorgenommen hat, und zwar nicht nur in Bezug auf Eigner und Künstler und Institutionen, sondern ebenso in Bezug auf das Exlibris und seine Geschichte. Das kann man auch dem ausführlichen Literaturverzeich-nis, dem ein genaues Register folgt, entnehmen.

Ich habe das Buch mit viel Interesse und Freude gelesen und mir die Exlibris genau angesehen. Die folgende Bemerkung soll nicht kritisch verstanden werden, sondern lediglich als Hinweis oder Bitte einer theologisch und kir-chengeschichtlich weniger belesenen Rezensentin für einen weiteren Band zu dem Thema, der hoffentlich vorgesehen ist: In manchen Fällen wären neben den oben angeführten 5 Kriterien zur Beschreibung der einzelnen Exlibris zusätzlich eine Themenbenennung oder kurze thematische Erläute-rungen hilfreich, weil nicht mehr alle religiösen Objekte oder Symbole all-gemein bekannt sind, sodass man ohne Hilfen nicht alle diesbezüglichen Motive deuten kann.

Hans-Walter Stork: Exlibris in den Büchern der Erzbischöflichen Akademi-schen Bibliothek Paderborn. Ein Auswahlkatalog, veröffentlicht als Heft 25 der Veröffentlichungen der Erzbischöflichen Bibliothek Paderborn, 1. Aufl., Paderborn Mai 2023; ISBN 978-3-9825023-0-4

Ulrike Ladnar

Exlibris von Kaiser Ferdinand II.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen