Elke Schutt-Kehm: Klein, nützlich, schön: Exlibris

Elke Schutt-Kehm: Klein, nützlich, schön: Exlibris

Auf 157 Seiten stellt Elke Schutt-Kehm die Exlibris-Schätze des Gutenberg-Museums in Mainz vor. Dabei wird mehr als deutlich, über welchen Wissens-schatz und Kenntnisstand die Autorin nach 40-jähriger Arbeit als Kustodin des großen Exlibrisfundus des Gutenberg-Museums verfügt. Das betont auch Annette Ludwig, die langjährige Direktorin des Gutenberg-Museums, deren Stellvertreterin Elke Schutt-Kehm fünf Jahre lang war, in ihrem Vorwort. Elke Schutt-Kehm, so führt sie aus, lässt in diesem Buch keinen Aspekt aus, der bei der Beschäftigung mit Exlibris eine Rolle spielt: „Historie, Funktion, Bedeutung, Umfang, Mannigfaltigkeit, Distributionswege der Kleinode im Kleinformat, Urheber, Rezipienten und Mäzene (…) sammlungs- und institutionsgeschichtliche Kontexte + …“

Durch die Fülle der vorgestellten Aspekte und Begriffe und Namen ist das Buch mit seiner klaren Gliederung fast eher ein Nachschlagewerk zum schnellen Informieren als ein Buch zum Lesen. Auf 60 Seiten beispielsweise geht Elke Schutt-Kehm auf die Motivvielfalt von A bis Z ein und führt von Adam und Eva bis Zeitung alle denkbaren Motive an, die man sich auf einem Exlibris vorstellen kann. Viele dieser Motive haben mehrere Untermotive, es gibt auch Motive, deren Untermotive ebenfalls von A bis Z (z. B. Tiere von Affe bis Zebra) angeordnet sind. Dem Alphabet folgen auch andere Motive, wie z. B. Herausragende Künstler und eine Künstlerin* oder Eignerinnen und Eigner – von namenlos bis weltbekannt. Man findet sich also trotz der Über-fülle der angebotenen Aspekte gut zurecht in dem Buch, wenngleich ein Register der Künstler und Künstlerinnen bzw. der Eigner und Eignerinnen dabei sehr helfen könnte.

Pro Seite werden, unabhängig davon, bei welchem Kapitel man das Buch aufschlägt, durchschnittlich zwischen fünfzehn und zwanzig Exlibris beschrieben, insgesamt also circa 2250–3000. Elke Schutt-Kehm gelingt es, aber das wissen wir ja schon seit langem als dankbare Leser und Leserinnen ihrer Exlibris-Beiträge, in einem einzigen Satz alle erforderlichen Informa-tionen über das jeweilige Blatt unterzubringen: wer es gemacht hat, für wen es bestimmt war, was darauf dargestellt ist, und fast immer ist außerdem ein kleiner Hinweis darauf enthalten, wie die Autorin das Blatt einschätzt. Sehr oft vernimmt man in dieser komprimierten Beschreibung den leicht ironischen Unterton der Autorin, den man so zu schätzen gelernt hat. Man könnte aus ihren Beschreibungen ein Quiz-Event für die DEG-Tagung bilden.

(Versuchen Sie es einmal: „Die schöne Nackte als das Rätsel Weib oder als bestaunenswürdige Sehenswürdigkeit überragt oft die Männer an Größe. Mitunter sind es ganze Gruppen kleiner Männer, die da kaum ihren Augen trauen, etwa im Exlibris K. Wiesner von (?**) oder im Exlibris Hugo Sanner von (***), wo ein Reigen begeisterter Miniatur-Herren verschiedenster Stände zu einer selbstbewussten Schönen aufschaut. Gleich mehrfach hat (?****) das Thema große Frau und Männlein gestaltet. Für Erwin Netter ist es ein knieender weiblicher Akt, der das Seil hält, auf dem ein Männlein balanciert, während fünf weitere Mini-Herren in Gesellschaftskleidung zuschauen …“) Hoffentlich hatten Sie bei dem längeren Zitat auch Ihre Freude und haben die von mir hier weggelassenen Künstlernamen auch ohne die Hilfe der Anmerkungen einfügen können.

Wer sich unter den Sammlern und Sammlerinnen nicht ganz so gut auskennt speziell mit dem Exlibris vor ungefähr 100 Jahren, also älteren Exlibris, wird sich manchmal doch mehr Abbildungen zu den schönen Beschreibungen wünschen. Denn die ca. 150 Seiten mit den Unmengen beschriebener Exlibris enthalten leider nur um die 150 Abbildungen, die allerdings von guter Qualität sind. 

Elke Schutt-Kehm hat den Menschen, die das Exlibris wertschätzen und sammeln, mit diesem Buch ein wertvolles Geschenk gemacht.

Erschienen ist es als 2. Band der Verborgenen Schätze des Gutenberg-Museums 2023 in Mainz (ISBN 9 783961 762088).

*Die einzige Künstlerin im Alphabet ist übrigens Käthe Kollwitz, obwohl in den einleitenden Sätzen zu Beginn auch Mathilde Ade für die Zeit von vor hundert Jahren und Desiré Acket für die Moderne angesprochen werden. – Man muss allerdings, bevor man da auf eine Fülle bekannter Künstlerinnen früherer und heutiger Zeit verweist, bedenken, dass die Autorin sich in ihrer Darstellung immer nur auf den Exlibrisschatz des Gutenberg-Museums bezieht, der zwar mit 130.000 Buchzeichen sehr groß ist, allerdings nicht auf einem systematischen Aufbau beruht, sondern aus Schenkungen, Spenden und (seltenen) Ankäufen beruht, wobei der Grundstock Exlibris zwischen 1900 und 1925 umfasst, deren größter Anteil mit ca. 50.000 unserem Ersten Vorsitzenden nach dem Zweiten Weltkrieg, dem Höchster Chemiker Willy Tropp, zu verdanken ist.
**Max Schenke
*** Rudolf Oeffinger
**** Georg Erler

(Ulrike Ladnar)

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