Nachruf auf den Illustrator und Exlibriskünstler Klaus Eberlein

Für die meisten Freunde der Exlibriskunst sind seine Grafiken erst im Jahre 2012 bei einer DEG-Tagung in Grassau auf ein breiteres Interesse gestoßen. Im nahen Traunstein wurden damals einige seiner schönsten Arbeiten zusammen mit den Werken anderer in Bayern bedeutender Exlibriskünstler in einer begleitenden Ausstellung präsentiert.
Klaus Eberlein kam 1941 in München-Sendling zur Welt. Seine aus Franken stammenden Eltern waren vor dem Zweiten Weltkrieg nach München gezogen, wo sie in der Paul-Heyse-Straße eine Buchhandlung eröffneten. Bücher und Illustrationen ließen ihn nicht mehr los. Nach dem Abitur erhielt er in einer großen Münchner Druckerei eine Ausbildung zum Chromolitho-graphen.
Nachdem er 1963 die Aufnahmeprüfung an der Münchner Akademie der Bildenden Künste bestanden hatte, kam er in die Klasse von Prof. Hermann Kaspar (1904-1986), wo er sich für die Techniken der Lithografie, der Radie-rung und des Holzschnitts begeisterte. Seine künstlerischen Ambitionen wurden mit dem Aufstieg zum Meisterschüler Hermann Kaspars belohnt. 1964 lernte er den Verleger Kurt Visel aus Memmingen kennen und schuf Originalgrafiken für die Zeitschriften Illustration 63 und Grafische Kunst.

Foto auf der Trauerkarte

1968 wurde er als Mitglied der „Künstlervereinigung Dachau“ und des  „Vereins für Originalradierung“ in München aufgenommen, bei dem er auch als langjähriger Leiter wirkte. Bald wurde er auch in die Zunft der „Münchner Turmschreiber“ aufgenommen, die ihn 2009 mit dem Poetentaler auszeich-nete.
Eberlein lebte mit seiner Frau Marita und Tochter Petra in München-Solln, wo er als freiberuflicher Künstler arbeitete. Seine Buchillustrationen haben ihm Preise und Ankäufe in aller Welt eingebracht. Als Auszeichnungen seien der Preis der Internationalen Buchkunstausstellung in Leipzig oder das Stipen-dium der Richard-Seewald-Stiftung, Ascona, genannt. Ausstellungen fanden in Polen, Finnland, Frankreich, USA, Spanien und der Ukraine statt. Ankäufe wurden unter anderem durch die Graphische Sammlung München, die Baye-rischen Staatsgemäldesammlungen und das Buchheim Museum Bernried getätigt, aber auch durch die British Library London und die Vatikanischen Sammlungen in Rom.
Klaus Eberlein war ein narrativer Künstler, wie es Norbert Göttler, ehemaliger Bezirksheimatpfleger Oberbayerns und Freund des Künstlers formulierte.
Mit einem Übermaß an Witz, feiner Ironie und Phantasie schaffte er in seinen Bildern wie auch in seinem Terrakotten-Oeuvre eine Welt voller faunartiger Gestalten, lasziver Frauen, geflügelter Fabelwesen, Engel, Musiker, Könige und Artisten.
Auch in seinen über 90 Exlibris-Arbeiten findet sich viel davon, wenn er sich mit dem Namen der Eignerin oder des Eigners und deren jeweiligen Interes-sensgebieten und Vorlieben beschäftigte. In vielen PFs erinnerte er gerne an berühmte Persönlichkeiten und Ereignisse, an zahlreiche Schriftsteller und Musiker. Im Corona-Jahr 2022 radierte er noch eine Venedig-Ansicht, in der er die aktuellen Pandemieprobleme mit Pest und Cholera verglich.
Trotzdem verlor er nie die Lebenslust, die seine Kreativität bis in die letzten Monate hinein erhalten hat. All dies prägte Klaus Eberleins Persönlichkeit, dazu seine Freundlichkeit, Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft und Bescheiden-heit. Jetzt ist er im Alter von 82 Jahren von uns gegangen. 

(Heinz Neumaier)

Eigen-Exlibris, 2020, Radierung
PF 2006 Sieglinde, Radierung
PF 2015 Dachauer Redoute, Klischee

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