VIELFALT IM KLEINFORMAT. Die Exlibris des Basler Künstlers Burkhard Mangold (1873-1950)

Jahresgabe des Schweizerischen Ex Libris Clubs Nr. 61/2023

Werkliste SELC Nr. 16

Im Herbst 2023 legte der Schweizerische Ex Libris Club anlässlich seiner Jahrestagung im September 2023 in Basel seine 61. Jahresgabe vor.

Diese Jahresgaben haben im Lauf der Zeit ein Format entwickelt, das durch seine Klarheit und Konsequenz besticht. Die Jahresgabe stellt jedes Jahr einen der vielen bekannten Schweizer Exlibriskünstler vor, enthält eine genau recherchierte Biografie und eine Darstellung seines Gesamtwerks, vor allem aber seines Exlibriswerks, mit einem Werkverzeichnis auf dem neuesten Stand. Angestrebt ist auch immer die Abbildung aller auffindbaren Exlibris des jeweiligen Künstlers. Oft hat der ausgewählte Tagungsort etwas mit dem jeweiligen Künstler zu tun; in diesem Jahr war das wieder einmal besonders augenfällig. Denn die Stadt Basel hatte viel aufzubieten zu ihrem Bürger Burkhard Mangold, der durch seine Hauswandbemalungen u. a. bis heute in der Stadt sichtbare Spuren hinterlassen hat. Und in diesem Jahr hat ihm die Stadt dankenswerterweise neue Spuren gelegt: durch Ausstellungen, die den Basler Künstler umfangreich und mit all seinen vielen Fassetten präsentieren, wodurch er wieder neu ins öffentliche Bewusstsein gelangte. Dem diente auch eine in diesem Jahr neu erschienene Monografie mit dem Titel Burkhard Mangold – ein Schweizer Künstlerleben, die in Museen und Schaufenstern der vielen Buchgeschäfte und Antiquariate der Stadt angeboten wurden. Auch Spielwarengeschäfte und andere kleine Lädchen machten mit, indem z. B. Puzzles oder Leckereien in Schachteln oder Dosen mit Mangold-Motiven offeriert wurden. Und das alles trug auch dazu bei, dass man das Schweizer Jahrbuch einmal anderswo als in den Taschen der Exlibrisfreunde und -freundinnen fand; so beispielsweise im Rappazmuseum, wo die Jubiläumsausstellung stattfand. Ich erwähne das so ausführlich, weil das alles eine sehr gelungene Werbung für unser Sammelobjekt Exlibris war. So hatte denn auch der SELC neben der Kasse im Museum Beitrittsformulare für den Club gelegt; ob diese Aktion erfolgreich war, habe ich allerdings nicht in Erfahrung gebracht.

Aber zurück zur Jahresgabe, über die man zusammenfassend sagen kann, dass sie die bislang entwickelte Konzeption überzeugend fortsetzt. Die Redaktion der Jahresgabe lag bei Petra Barton Sigrist, der Vizepräsidentin, sowie bei Aleksandra Kratki und Daniel Sigrist; das Layout wurde in diesem Jahr professionell von Christophe Geel gestaltet. Verantwortlich für den Einleitungstext Burkhard Mangold – ein Basler Künstlerleben war der Präsident selbst, Jochen Hesse, der „unermüdlich“, wie man im Vorwort der Vizepräsidentin lesen konnte, recherchiert hatte, um Mangolds Exlibris, ihre Entwürfe, Farbvarianten, Druckstöcke usw. zusammenzutragen. In Petra Barton Sigrists Vorwort kann man auch erfahren, wie viele Personen und Institutionen bei der Arbeit an der Jahresgabe beratend und in anderer Weise aktiv beteiligt gewesen sind. Aber das alles hat sich gelohnt.

In der Einleitung wird Mangolds Leben und Werk beschrieben. Dabei fällt vor allem ins Auge, wie eng verbunden Mangolds Werk mit seiner Heimatstadt Basel war und blieb. Bis auf wenige Jahre in seiner Jugend, die er vorwiegend in München verbrachte, lebte und arbeitete Mangold immer in Basel. Seinen Ruf verschaffte er sich vor allem als „Pionier des Schweizer Künstlerplakats“ (Jahresgabe, S. 3), vor allem mit sehr großen, auch mehrteiligen Werken wie dem 5-teiligen Tourismusplakat für Davos, das eine hohe künstlerische Qualität und einen großen Einfallsreichtum aufweist. Auch seine Glasmalerei erhielt großen Zuspruch. Für die Basler Fasnacht schuf er die beliebten Laternen.  Sein Leben in Basel, wo er als bekannter einheimischer Künstler großen Zuspruch genoss, hatte vielleicht auch eine kleine negative Folge: Die Qualität seiner ersten großen Plakate blieb ein Maßstab, den er nicht unbedingt überholen konnte. Dass Mangold nicht nur im Bereich der angewandten Kunst tätig war, sondern auch freischaffend wirkte, wurde erst drei Jahrzehnte nach seinem Tod durch eine Ausstellung in Liestal und darauf folgende Veröffentlichungen bekannt. Der Künstler Mangold stand also immer im Schatten des Gebrauchskünstlers Mangold.

Basel war seit dem beginnenden 20. Jahrhundert ein Zentrum der Schweizer Exlibrisszene. Mock, Krebs, Soder, Bucherer und andere Exlibriskünstler waren hier tätig, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es auch den Exlibriskünstler Mangold gab, dem wir immerhin 124 Exlibris verdanken, die er in den Jahren nach seiner Rückkehr nach Basel bis zum Ende der Zwanzigerjahre herstellte. Wiederkehrende Themen sind laut Hesse das traditionelle Wappen, das Buch, der Beruf des Eigners bzw. der Eignerin sowie Spielereien mit und zu deren Namen. Fast alle seine Exlibris sind für Basler Eigner und Eignerinnen gemacht, viele für Mitglieder seiner großen Familie und Freunde. Als Technik für seine Exlibris benutzt er am liebsten die Lithografie.

Beim Durchlesen und Durchschauen der Jahresgabe 2023 hat man wie bei den früheren Gaben dieser Art viel Freude und stellt sie zu der Reihe der bisherigen Bände, durch die mit großer Gewissenhaftigkeit Monografien und bebilderte Werklisten für viele Schweizer Künstler, inzwischen auch Künstlerinnen, entstanden sind, in denen man beim Recherchieren und Ordnen eigener Sammlungen große Unterstützung erfährt.

Ulrike Ladnar

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