DEG-Jahrbuch 2023

Ich bin seit 2020 Mitglied der DEG und dies ist meine erste Jahrbuch-Rezen-sion. Mir mögen einige Dinge vielleicht spannend erscheinen, die langjähri-gen Mitgliedern nur noch ein müdes Lächeln entlocken, wir werden sehen.

Das DEG-Jahrbuch 2023 ist nicht themengebunden und bietet daher eine spannende Mischung unterschiedlichster Themen.

Den Auftakt macht Peter Haas, der uns den Künstler Endre Vadász vorstellt. Endre Vadász ist einer dieser Künstler, dessen Leben viel zu früh durch Verfolgung im Dritten Reich endete. Ich kannte diesen faszinierenden Künstler bisher nicht. Er beherrschte verschiedene Techniken wie Holzstich, Radierung und Aquarell, wobei ein Schwerpunkt auf kolorierten Radierungen lag. Persönlich haben mich seine Holzschnitte und die Radierungen aus der Totentanz-Serie am meisten beeindruckt. Dieser Künstler ist definitiv eine wichtige Wiederentdeckung.

Ursula Müksch führt uns in das Leben und künstlerische Schaffen der Adler-Damen ein, Mutter und zwei Töchter. Alle drei besuchten zu Beginn des 20. Jahrhunderts Kunstschulen in Wien und brachten es zu großen Fertigkeiten in unterschiedlichen Techniken. Die Porträts und die Stadtansichten zeigen ihre künstlerische Ausdrucksfähigkeit. Der Artikel zeigt aber auch, wie schwierig es zu dieser Zeit noch war, als Frau künstlerische Anerkennung zu bekommen. Zu Beginn der Nazizeit mussten die drei Frauen in die USA emigrieren, wo Gusti Adler als letztes Mitglied der Familie 1985 verstarb. Leider endeten die künstlerischen Karrieren mit der Emigration, so dass aus der Zeit in Amerika keine Kunstwerke bekannt sind.

Anne Büsing zeigt uns an einigen Beispielen, wie wichtig die Eignerforschung zum Verständnis von Exlibris sein kann. Ohne Kenntnis über den Eigner kann einen das Motiv des Exlibris in eine völlig falsche Richtung locken oder aber man erkennt seinen Wert und seine Bedeutung nicht, weil man nichts über den Eigner oder die Eignerin weiß. Zu Recht beklagt Anne Büsing, dass die Eignerforschung immer noch zu kurz kommt, und zwar auch von institutioneller Seite. Der Artikel gibt vielleicht die Motivation, um auch in der eigenen Exlibris-Sammlung etwas nach den Eignern zu forschen.

Klaus Thoms führt uns kenntnisreich in das Thema Mühlen ein. Dass dabei Don Quijote auftaucht, erstaunt nicht, aber welchen Umfang das Thema Mühlen in Märchen hat, hat mich schon erstaunt. Dass Müller und Müllerin in der Geschichte einen eher schlechten Ruf hatten, war mich auch nicht bekannt.

Heinz Neumaier schreibt in seinem Artikel über die heilige Cäcilie, die auch als Patronin der Kirchenmusik gilt und daher oft auf Ex musicis erscheint.

Siegfried Bresler macht dann mit einem musikalischen Thema weiter und schreibt über die Lyra im Exlibris. Sein Hauptaugenmerk gilt der Lyra als gestalterischem Element und er zeigt einige sehr schöne Exlibris, vor allem auch aus dem Jugendstil.

Es folgt ein kurzes Intermezzo von Peter Rath über das einzig bekannte Exlibris, das eine Stradivari zeigt.

Anke Polenz beleuchtet anhand zweier Exlibris-Serien das Thema der vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer. Die Exlibris zeigen Tiermotive als Repräsentation für die vier Elemente. Prof. Bąk und Prof. Handzlik haben diese Exlibris als CGD ausgeführt und sind damit die perfekte Überleitung zum letzten Artikel.

Das Jahrbuch schließt mit den Anmerkungen von Krzysztof Marek Bąk zu computergenerierten Exlibris (CGD), also einem durchaus kontroversen Thema. Er konstatiert zu Recht, dass ein gutes CGD von der Phantasie, Kreativität und künstlerischen Lösung abhängt und man auch bei einem CGD  meistens sofort erkennt, wer es gestaltet hat. Wer die Exlibris von Prof. Bąk kennt, wird dem zustimmen. Er hat Recht, dass ein Computer kein Exlibris von allein generiert. Spannend wäre es, in einem zukünftigen Artikel das Thema Künstliche Intelligenz (KI) und Bilderzeugung zu beleuchten.
Auf das Thema Druck von CGD geht er nur kurz ein. Auch hier könnte man einen ganzen Artikel schreiben, da ein perfektes CGD, welches man mit einem normalen Tintenstrahldrucker auf normalem Papier ausdruckt, nach nichts aussehen würde. Beim CGD ist also der Druckvorgang genauso wichtig wie bei einer analogen Technik.

Einige schöne Beispiele sowie ein Ausblick auf „neue“ Themen wie Non Fungible Token (NFT) sowie auf Virtual oder Augmented Reality (VR und AR) erweiterte Grafik runden den Ausblick ab.
Er stellt sich dabei noch die wichtige Frage, ob diese neuen Techniken helfen und notwendig sind, um das Thema Exlibris zu erhalten und neue Sammler zu begeistern, eine wichtige Frage, die die gesamte DEG zurzeit umtreibt.

Wie jedes Jahrbuch enthält auch dieses sehr schöne Originalbeigaben, dieses Mal von Andreas Raub, Marianna Myroshnychenko, Katarzyna Handzlik und Krzysztof Marek Bąk.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen des Jahrbuchs und spannende Diskussionen im Anschluss.

(Andreas Zekl)

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