Das Frederikshavn Kunstmuseum in Dänemark stellt in der Zeit vom 28.08.21 bis 16.10.21 in der Reihe Exlibrissammler der Gegenwart Blätter des deutschen Sammlers Christian Krätz aus.
1943 in der Nähe von Trier geboren, bis zum 12. Lebensjahr Halbwaise, danach Vollwaise, hatte Krätz früh den Wunsch, katholischer Theologe zu werden, was von einem Dorfpfarrer unterstützt wurde. So blieb er vom Waisenhaus verschont und konnte als Zögling eines bischöflichen Konvikts in Trier 1964 das Abitur machen. Weil ihm der Zölibat im Weg stand, verzichtete er auf ein Studium und wurde Finanzbeamter, Vater von zwei Töchtern, Großvater von vier Enkelkindern und mittlerweile Urgroßvater.
Gemeinsam mit seiner Frau begann er schon früh, Bücher, Grafiken und Gemälde zu sammeln, entdeckte bald auch illustrierte Literatur als Sammelgebiet und stieß dabei auf viele Illustrationen von Max Liebermann bis zu Elfriede Weidenhaus. In Antiquariaten und auf Buchmärkten fand er schließlich die Exlibris von Rudolf Koch, die ihn faszinierten. Und so baute er seine Exlibrissammlung auf, die zunächst überschaubar blieb, weil er als junger Beamter mit Familie noch nicht genügend Geld hatte, um so richtig „zuzulangen“. Dennoch kamen Exemplare von Jens Rusch, Franz von Bayros und Emil Orlik hinzu. Eingespannt in seinem Beruf als Steuerfahnder, fand er eine Zeitlang wenig Muße für seine Leidenschaft. Um seinen 50. Geburtstag herum entstand dann das erste Exlibris auf seinen Namen, ein Werk von Elfriede Weidenhaus.
In Viersen, wohin er von Düsseldorf aus 1994 zog, lernte er Dr. Leo Fiethen kennen, einen guten Freund von Elfriede Weidenhaus (den er – viel später – für die DEG anwerben konnte) und über diesen auch Elfriede Weidenhaus selbst.
Während eines Büchermarkt-Besuchs in Kleve traf das Ehepaar Krätz den damaligen DEG-Präsidenten Klaus Thoms, was schließlich zum Eintritt Christian Krätzs in die DEG führte. In der Folge lernte das Sammlerpaar viele Sammler und Künstler kennen. Darunter Andreas Raub, Harry Jürgens und Hedwig Pauwels als Künstler sowie Birgit Göbel-Stiegler, Klaus Rödel, Karl Kröger und H. J. Kretz als Sammler.
Zu den bevorzugten Motiven wurden Madonnen, Christus, St. Franziskus, religiöse Themen, Uhus (weil Christian Krätz der weltweiten Schlaraffia angehört) und die Antike; aber auch Exlibris der bereits genannten Künstler sowie „ausdrucksstarke“ Exlibris, die gerne auch leicht erotisch sein können, aber nicht pornografisch.
Als Claus Wittal sein Amt als Schatzmeister aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, übernahm Christian Krätz diese Aufgabe, bis er aus den gleichen Gründen nach einigen Jahren das Amt an Elena Deeken abgab.
Die Zahl seiner Eigenexlibris beträgt zurzeit 55 (das 56. Exemplar ist bei Andreas Raub in Arbeit), die Anzahl seiner gesammelten Exlibris ist mit ca. 3.500 Stück noch nicht so hoch, aber, so Krätz, „sie kann ja noch höher werden …“.
Henry Tauber
(Beitragsbild: Hermann Naumann, Punzenstich, 2012)