Exlibris des Monats November 2019 – Georg Heck (1897–1982): Exlibris für Ludwig Färber, Farbholzschnitt, um 1950
Das eindrucksvolle Werk des Frankfurter Malers und Grafikers Georg Heck, eines leider weitgehend in Vergessenheit geratenen Beckmann-Schülers, wird der Öffentlichkeit bis Februar 2020 im Frankfurter Museum Giersch in einer repräsentativen Ausstellung wieder gezeigt und nahegebracht.
Heck war, wie die Ausstellung sehr anschaulich werden lässt, ein äußerst vielseitiger Künstler, der sich immer wieder neue Themen und Techniken erschloss: So war er nicht nur ein innovativer Maler, sondern auch ein expressiver Holzschneider.
Die Begegnung mit einem Künstler, dessen Leben und künstlerische Entwicklung durch die politische Geschichte Deutschlands häufig entscheidende und einschneidende Veränderungen erfahren musste, ist sehr beeindruckend. So musste Heck sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg an die Front ziehen, geriet nach beiden Kriegen in Kriegsgefangenschaft und stand danach vor einem schwierigen Neuanfang. Auch sein Werk war diesen Brüchen unterworfen. Einige seiner Werke wurden schon 1933 auf dem Römerberg in Frankfurt verbrannt, seine Arbeiten wurden wie die seines Lehrers Max Beckmann von den Nationalsozialisten als „entartet“ verfemt und mit Ausstellungsverbot belegt. Sein gesamtes Frühwerk (über 600 Werke), mit dem er in den 1930er Jahren erste Erfolge erzielen konnte, wurde 1944 während der Bombardierungen Frankfurts zerstört. Nach dem Krieg war Heck dann wieder maßgeblich bei vielen neu ansetzenden Orientierungssuchen in der Kunst beteiligt und brachte sich und seine Erfahrungen in zahlreiche neu entstehende Künstlergruppen ein.
Für Exlibrisfreunde ist es immer eine besondere Freude, bei der Ausstellung eines bedeutenden Malers auf ein Exlibris zu stoßen. So auch hier: Unter den Gebrauchsgrafiken ist ein Exlibris zu finden, das Heck um 1950 für einen in Exlibriskreisen bis heute bekannten Eigner geschaffen hat. Es ist ein Blatt für den Frankfurter Bibliothekar Ludwig Färber, der mit seinem Freund Dr. Willy Tropp, Chemiker in Frankfurt-Höchst, nach dem Zweiten Weltkrieg einen bald über die Rhein-Main-Region hinausreichenden Sammelkreis für Exlibris initiierte, aus dem heraus 1949 die DEG neu gegründet wurde.
Hecks Exlibris für Ludwig Färber, ein einfaches Schriftexlibris, hat durch die Beigabe des antikisierten Kopfes links und der abstrakten Figuren rechts ein eigenes „Gesicht“ erhalten. Die Buchstaben, abgehoben durch die schwarze Umrandung, stechen ebenso ins Auge wie der lebhafte, teils bewusst schraffiert, teils aus zufälligen farbigen Formen zusammengesetzt erscheinende Hintergrund. Ähnlich wie bei den expressionistischen Schriftexlibris seines Vorgängers Karl Schmidt-Rottluff wird die übliche Ordnung der Typen durchbrochen, so dass das Schriftbild eine eigene Dynamik erfährt. Auch die sehr ungewöhnliche Farbgebung des Blattes – Heck hat erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Arbeit an Farbholzschnitten begonnen – ist in dieser Form in der Exlibrisgrafik neu. – Außer diesem Exlibris hat Heck für Ludwig Färber einige weitere gebrauchsgrafische Holzschnitte angefertigt, die ebenfalls in der Ausstellung präsentiert werden.
(Ulrike Ladnar und Heinz Decker)
(Bildrechte: Georg Heck: Exlibris L. [Ludwig] Färber, um 1950, Farbholzschnitt, Kulturkreis Georg Heck e. V., Foto: Uwe Dettmar, Frankfurt a. M.)